2 jähriges Kind mit Still-, Beikost- Schlafproblemen

 

Stillstreik/ Beikostprobleme/ Unruhe und kurzes Zungenband

 

Meine Tochter und ich hatten bereits einen schwierigen Stillstart. Im Kreißsaal und auch in am ersten Tag im Krankenhaus fiel es ihr schwer die Brust zu fassen und zu trinken. Wir versuchten es mit der Spritze und auch mit Stillhütchen. Diese hatte ich nach 2 Versuchen allerdings in die Ecke geworfen und gesagt „Mein Kind weiß doch nicht wie die perfekte Brust ist und wird sich mit der die da ist zufrieden geben“.

 

Zuhause angekommen, ging es dann besser. Sofern wir eine wirklich stille Umgebung hatten. Nach wenigen Wochen trank sie nur noch im Dunklen oder wenn absolut nichts um sie herum an Geräuschkulisse oder Bewegung vorhanden war. Es durfte sie nichts ablenken, sonst war es ihr zu anstrengend. Sie stillte von abends bis morgens fast ununterbrochen. Tagsüber war dies undenkbar, wenn sie trank, dann nur Zuhause und mit sehr viel Mühe. Immer wieder weinte sie an der Brust und schrie sie an, ohne das wir irgendwelche Fremdsauger benutzt hatten. Ich pumpte dazu ab, leider mit mäßigem Erfolg. Formula lehnte sie vehement ab, es blieb also nicht anderes übrig, als die Nahrungsaufnahme auf nachts zu beschränken.

 

Wir wendeten uns an den Kinderarzt, denn das zerrte an der ganzen Familie. Wir konnten nicht lange raus gehen, da sie auch trotz Hunger draußen nicht trank. Es kamen Aussagen wie „sie wird schon trinken wenn der Hunger nur zu groß ist“ aber das war nicht der Fall.

 

Wir setzen also auf den Beikoststart als alle Reifezeichen mit 6,5 Monaten erfüllt waren. Leider vergebens, es schien ihr zu schmecken. Sie schob aber alles wieder raus, dann wollte sie einige Wochen wieder gar nichts mehr. Das wiederholte sich bis sie 10 Monate alt war. In der Zwischenzeit waren wir mehrfach beim Kinderarzt, weil sie eigentlich den ganzen Tag unzufrieden und erschöpft war. Man sagte uns „das sei bei Kindern eben so, da müssen wir noch ein paar Jahre mit leben“. Sie nahm langsam zu, aber sie nahm zu. Deshalb machte sich niemand außer uns Sorgen.

 

Mir war klar, dass irgendwas nicht stimmt. Über eine Gruppe bei Facebook, bekam ich den Hinweis mit dem zu kurzen Zungenband. Ich las viel und plötzlich ergab alles Sinn.Ich suchte nach einer IBCLC Stillberaterin die auf orale Restriktionen spezialisiert ist. Und schon im ersten Termin stand fest, dass das posteriore Zungenband kurz und sehr unter Spannung ist, der vordere Zungenteil aber sehr beweglich ist und es deshalb wohl übersehen wurde. Der Kinderarzt sagte danach das sei kein großes Problem und wäre nicht die Lösung unseres Problems. Eisenwerte waren zudem gut.

 

Von da an machten wir dennoch Übungen um die Zungenbeweglichkeit zu fördern. Da eine Trennung nur in Narkose in Frage kam bei ihr, war uns klar, dass wir es erst anders versuchen wollen. Von da an stillte sie zwar auch tagsüber, aber immer noch mit Mühe und zum Größteil nachts. Sie wachte immer noch stündlich auf. Zeitgleich wurde eine Blockade in der BWS festgestellt und gelöst. Im Nachhinein sah man auf alten Fotos eindeutig eine eingekerbte Zunge und das von Anfang an. Es hatten also diverse Hebammen und 2 Kinderärzte übersehen.

 

Rund ein Jahr nach der Diagnose und keiner Veränderung im Essverhalten und nur einer geringen Gewichtszunahme (der KiA fand es unbedenklich) entschieden wir uns erneut das Zungenband beurteilen zu lassen, da mittlerweile extremes Schnarchen und Atemaussetzer dazu kamen. Die Zunge war nun zwar gestärkt, allerdings im hinteren Teil nun gar nicht mehr beweglich. Nahrung zerkleinern und Schlucken war also so kaum möglich. Wir entschieden uns also doch für eine Trennung in Narkose; da noch ein HNO Eingriff anstand fanden wir einen Arzt, der tatsächlich beides beherrscht.

 

Nichtmal 24 Stunden nach der OP war unsere Tochter dann wie ausgetauscht. Sie aß als hätte sie nie etwas anderes gemacht, egal welche Konsistenz, egal welcher Geschmack. Sie strahlte trotz Schmerzen den ganzen Tag, sie war losgelöst. Verspannungen waren verschwunden und ihre Atemaussetzer blieben aus. Somit schlief sie tiefer und ruhiger und auch die Augenringe, die vorher niemand bedenklich fand, verschwinden nun langsam. Sie schließt den Mund im Schlaf und ist morgens erholt. Auch das Stillen klappt deutlich besser. Sie trinkt viel ruhiger an der Brust und stillt auch mehr.

 

Heute etwa 2 Jahre nach der Geburt, haben wir einen ganz neuen Menschen vor uns. Ein strahlendes, aktives Mädchen anstelle eines dauerhaft angespannten und abwesenden Wesens.