Da zu kurze Zungenbändchen und andere orale Restriktionen im Laufe des Lebens unterschiedliche Auswirkungen haben können, werden sie auch als Symptomwandler bezeichnet.
Neben Problemen bei der Nahrungsaufnahme sind häufig folgende Probleme beschrieben:
Uneingeschränktes Zungenbewegungen und gutes Kauen ist der Schlüssel für „erfolgreiche“ Nahrungsaufnahme. Liegen hier Funktionseinschränkungen vor, kann dies zu Problemen bei der Aufnahme fester Nahrung in jedem Alter führen.
Symptome können ein bleibender Würgereiz beim Essen sein, häufiges Verschlucken, Kauen ohne Seitwärtsbewegungen, kaum Kauen, wiederkehrendes Erbrechen nach Nahrungsaufnahme, Reflux, Verstopfung, etc.
Gerade Zungenband- betroffene Kinder gelten oft als Picky Eater, also „mäkelige Esser“, die nur bestimmte Speisen essen und bestimmte Konsistenzen ablehnen.
Eine Studie hat gezeigt, dass Kinder mit eingeschränkter Zungenbeweglichkeit Laute weniger gut unterscheiden können als Kinder mit freibeweglicher Zunge. Dies kann bei Einschränkung durch z.B. ein zu kurzes Zungenbändchen wiederum dazu führen, dass bestimmte Worte falsch verstanden und in der Folge falsch wiedergegeben werden.
Bestimmte Laute können bei kurzen Zungenbändchen und auch Lippenbändchen oft deutlich schlechter ausgesprochen werden. Welche Laute das sind ist unter anderem vom Ansatzpunkt des Zungenbändchens an der Zunge abhängig. So beeinträchtigt ein vorderes Zungenbändchen eher Laute wie S oder L, ein hinteres Zungenbändchen z.B. K.
Lispeln, Zungenstoßen beim Sprechen aber auch Stottern können ebenfalls mit einer eingeschränkten Zungenfunktion in Verbindung stehen.
Ebenso ist häufig ein verzögerter Spracherwerb zu beobachten (Late-talker).
Eine korrekte Zungenruhelage führt zur Aktivierung des „Entspannungsteils“ des Nervensystems, dem Parasympathikus. Ist eine derartige Aktivierung nicht gegeben befindet sich der Körper immer in einem erhöhten Spannungszustand, was in der Folge guten Schlaf erschwert.
Des Weiteren kann eine eingeschränkt bewegliche Zunge zu einer Verlegung der Atemwege führen. Unter anderem deshalb stehen oromyofunktionelle Probleme und Zungenbändchen in Verbindung mit atmungsassoziierten Schlafproblemen. Diese wiederum verhindern durch körpereigene Regulationsmechanismen Tiefschlafphasen, so dass viele Betroffene einen sehr leichten Schlaf haben, häufig aufwachen und trotz augenscheinlich ausreichender Bettruhe immer noch unausgeschlafen sind. Dazu kommt, dass Mundatmung aufgrund falscher Zungenruhelage zu einer Sauerstoffunterversorgung des Körpers führen kann, was Alarmsysteme des Körpers ebenfalls aktiviert und erholsamen Schlaf verhindert.
Zähneknirschen, Kieferpressen und Schnarchen können Hinweise auf derartige Probleme geben. Auch ein großes Durstgefühl nachts oder nächtlicher Harndrang bzw. Einnässen gelten als Warnzeichen für atemassoziierte Schlafprobleme.
Mundatmung kann zu häufigeren Infekten gerade der oberen Atemwege führen.
Oft sind Polypen zu finden und auch häufiger auftretende Probleme mit Mittelohrentzündung sind beschrieben.
Die Zunge gilt als der stärkste Muskel des Körpers und hat damit große Auswirkungen auf die Form des Gesichtsschädels, der Mundhöhle und des Gaumens.
Zum Teil bleibt bei einer eingeschränkten Zungenbeweglichkeit der Unterkiefer in der Entwicklung zurück und der Oberkiefer bildet sich in der Folge schmal mit hohem Gaumen aus. Diese Veränderungen ziehen weit reichende Folgen nach sich, wie Zahnfehlstellungen und Atemprobleme.
Falsche Schluckmuster (Zungenstoß) bilden einen offenen Biss oder schieben die oberen Schneidezähne nach vorne.
Kompensationsmechanismen anderer muskulärer Strukturen, die wiederum fehlerhafte Zungenbewegungen ausgleichen, verschlimmern kieferorthopädische Probleme oft.
Aufgrund der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten der Zunge bei Zungenbandbetroffenen, fehlt dem Mund eine natürliche Reinigungsmöglichkeit für die Zähne und in der Folge treten Zahnstein oder Karies auf.
Da orale Restriktionen über verschiedenste Verbindungen auch erhebliche Auswirkungen auf andere Funktionsbereiche des Körpers haben können (z.B. Zwerchfell, Blockaden), ist es wichtig hier mit physiotherapeutischen, manualmedizinischen oder körpertherapeutischen Ansätzen Hilfe zu leisten.
Bestimmte Dysfunktionen einiger Nerven können auch umgekehrt die Zungenbeweglichkeit und andere, ggf. mit einer oralen Restriktion in Verbindung gebrachte Symptome beeinflussen.
Haltungsprobleme, wie z.B. Überstrecken als Baby oder ein vorgestreckter Kopf werden ebenfalls mit oralen Restriktionen in Verbindung gebracht.